Das Verharren des Odysseus

SA, 16. Februar 2019, 19 Uhr   ATELIER PADAO  

Stefan Frischauf – Lesung, Bilder, Musik, Diskussion

mit Farzad Ahmadi (Harmonium / Keyboards) und Khaligh (Tabla; Rumba)

Eintritt: frei

Das Buch enthält manche autobiografischen Momente, entwirft aber auch eine Art „alternative Weltgeschichte“ in seinen Hauptprotagonisten.
Reisen – (Irr-)fahrten, gemalte Schriftbilder, Spuren, (Zeitge-)schichten

Odysseen, WIR und die SCHÖNHEIT des „Wilden Denkens“

Als Stefan Frischauf im Februar 2009 nach Afghanistan geht, um dort in einer britisch-US- amerikanischen „Aufbauorganisation“ zu arbeiten, denkt er, er sei gut darauf vorbereitet, in einem seit 1955 „gescheiterten Staat“ zu leben. Lange bevor dieser Begriff überhaupt „offiziell“ definiert wurde. Ein Land, das damals, 2008 / 09 einmal mehr „kippte“. Bald leitet er ein „Regenerations- projekt“ für einen Teil der Altstadt von Kabul. Die „größte berufliche Herausforderung seines Lebens“, wie er auch heute noch sagt. „Menschlich allzu menschlich“ alle Male.

Auch der 2018 von Stefan veröffentliche Roman „Das Verharren des Odysseus“ spielt in wesentlichen Teilen in dem zwischen Zentral- und Südasien gelegenen Land zwischen Pamir und Hindukusch. Herkunftsort großer alter Kulturen und Transitland wichtiger Verkehrs- und Handelswege zwischen West und Ost wie der Seidenstraße. Ein zerklüftetes Land mit stolzen, höchst freiheitsliebenden Bewohnern. Menschen, die wie die Sizilianer, die in den Odysseen gleichfalls eine Schlüsselrolle einnehmen dem Gast ihr Herz auf den Händen darbieten. Die es aber verabscheuen, wenn der „Gast“ dieses Herz greifen und besitzen will.

Afghanistan ist durch die Niederschlagung derTaliban im Rahmen der westlichen Invasion 2001 und das langjährige Engagement auch der Bundeswehr hier mehr ins Bewusstsein gerückt. Eine „Mission“, die zudem die ersten Kampfeinsätze deutscher Soldaten nach dem 2.Weltkrieg und das Leben von 54 von ihnen unmittelbar dort forderte.

Ist Frieden möglich mit und in einem solchen zerklüfteten Land mit seinen vielfältigen Stammes- kulturen? Zermürben „asymmetrische heiße Kriegsgeschehen“, aber auch „kalte Wirtschaftskriege“ auf Dauer die Menschen? Und zerstören sie so auch immer mehr die eigentliche Schönheit nicht nur solcher stolzen Kulturen? Die Antwort, die Stefan auf alle drei Fragen gibt, ist ein klares Ja.Wenn wir das kämpferische Wesen und den Stolz solcher Länder und ihrer Menschen schätzen und respektieren lernen, sehen wir auch, dass die Sehnsucht nach Frieden und Verständigung dort genauso in überwältigender Mehrheit besteht wie an vielen Orten, die wir als „zivilisiert“ bezeichnen. Wir entdecken dabei eine ganz eigenwillige Schönheit. Und: die „Decke der Zivilisation“ wird auch bei uns immer dünner. Umso wichtiger, einen genaueren Blick auf einen solchen scheinbar „ewigen Kriegsschauplatz“ und auf andere uns fremd und bedrohlich erscheinenden Orte und Kulturen zu werfen. Und sich zu vergegenwärtigen, was der Mensch zu einem friedfertigen und würdevollen Leben benötigt. Hier wie dort. Soldaten können nicht nur in Afghanistan nur als „bewaffnete Sozialarbeiter“ wirklich auf Augenhöhe mit Kräften aus der Zivilgesellschaft Auf- und Umbau sichern helfen. Nicht mehr und nicht weniger.

Am Ende seiner bald zwei Jahre am Hindukusch muss Stefan auch drei kunstvolle Kalligraphien, „gemalte Schriftbilder“ mit Versen der alten persischen Mystiker in Kabul zurücklassen. Er denkt, dass er bald wieder dort sein wird. Aber das ist bald zehn Jahre her.

Stefan ist besonders in den 1980er Jahren schon viel durch die Weltgeschichte gereist und hat nach Kabul auch in China, Indien und Bangladesch gelebt und gearbeitet.

Sein erster Roman kann auch nach Lesung daraus und Vortrag mit Bildern von Land und Leuten vom Hindukusch und anderen Passagenorten des Odysseus und Diskussion erworben werden.

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